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Rede des Bürgermeisters zum Volkstrauertag 2020

Rede zum Volkstrauertag 2020

15.11.2020

Volkstrauertag 2020

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

meine Damen und Herren,

seit Jahrzehnten ist der Volkstrauertag eine feste Institution am zweiten Sonntag vor der Adventszeit.

Doch heute ist der Volkstrauertag anders als all die Jahre zuvor.

Wir sind noch mitten in der Zeit der Corona-Pandemie und es ist noch kein Ende in Sicht. Jeder von uns musste sein Leben umstellen. Für viele waren es Monate der Einsamkeit und der Trennung von lieben Menschen, von Angehörigen und Freunden.

„Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn“, hat der französische Philosoph Gabriel Marcel geschrieben. Damit die Toten nicht schweigen, damit wie ihre Stimme hören, haben wir den Volkstrauertag.

Denen, die sich versammeln, aber auch denen, die heute aufgrund der Corona-Pandemie nur in Gedanken am Ehrenmal sein können, ist es wichtig, gemeinsam am Volkstrauertag der Kriegstoten zu erinnern.

Die Anzahl derjenigen, die noch Kriegserlebnisse aus erster Hand erzählen können, wird naturgemäß immer geringer. Die unmittelbare Trauer, die sich auf dem Verlust eines geliebten Menschen gründet, ist verblasst, da der zweite Weltkrieg viele Jahrzehnte her ist.

Es fällt insbesondere jüngeren Menschen schwer, die Bedeutung, die der Volkstrauertag für die Kriegs- und Nachkriegsgenerationen hat, in der Tiefe zu begreifen. Wann die Weltkriege offiziell endeten, wird in der Schule vermittelt, steht in jedem Lexikon und kann auch in den Suchmaschinen im Internet nachgelesen werden.

Wie lange die Weltkriege jedoch nachwirken in den Kriegskindern und -enkeln ist eine andere und nur individuell beantwortbare Frage. Es gibt vermehrt auch die Spurensuche der dritten und vierten Generation mit Blick auf Angehörige und ihr Erleben, ihr Schicksal im Krieg.

Mit der geschichtlichen Entfernung zu den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs kommt den Gedenkstätten zunehmend eine neue Bedeutung zu: Sie werden von Orten der individuellen Trauer zu Orten des Lernens.

Der Volkstrauertag sollte daher dazu genutzt werden, ein Gespür dafür zu vermitteln, was Krieg, Gewalt und Flucht bedeuten.

Lassen Sie uns das Gespräch über die Generationen hinweg suchen.

Kriege und ihre schrecklichen Folgen müssen in Erinnerung gehalten werden als stete Mahnung, damit die Menschen ihre Probleme friedlich lösen.

Ich danke Ihnen, dass Sie sich diese Rede durchgelesen haben und hoffe sehr, das wir den Volkstrauertag nächstes Jahr gemeinsam begehen können. Denn nicht nur das gemeinsame Gedenken, sondern auch das Zusammenkommen im Anschluss ist wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Gemeinde!

Bleiben Sie gesund und passen Sie gut auf sich auf!

Ihr Bürgermeister Simon Herda!